Zugegeben, das historische Rathaus von Uerdingen sieht ohne Baugerüst besser aus. Aber davor, auf dem alten Markplatz, hat vor über 100 Jahren die Geschichte des KFC Uerdingen begonnen. Denn dort haben die Jugendlichen, die den Verein gründeten, immer Fußball gespielt. 115 Jahre nach der Gründung gab es also meine erste Lesung "nach" Corona genau dort. Thema: 111 Gründe, den KFC Uerdingen zu lieben. Sogar der Westdeutschen Zeitung war das im Vorfeld eine kleine Notiz wert. Wie kann man sich eine Lesung unter solchen Umständen vorstellen?
Nun, es gab viele Auflagen, die Lustigste: Die Zuhörer mussten Masken tragen, wegen Corona, durften sie aber nicht über Nase und Kinn ziehen wegen des Vermummungsverbots bei Versammlungen. Darüber hinaus eher üblich: 1,5 Meter Abstand, nicht mehr als 20 Leute (waren 19 + ein paar permanente Spaziergänger), das traditionelle Büchereilied wurde nur gesummt, nicht gesungen, mein obligatorisches Hustenbonbon als Gage (ich war ja schon zum 4. Mal bei dieser Veranstaltung) bekam ich zugeworfen, eine Linie trennten mich und die Zuschauer (völlig überflüssig, denn niemand steht bei Lesungen oder Konzerten dieser Art freiwillig in der "ersten Reihe"). Nun, die Auflagen vorzulesen, hat fast so lange gedauert wie die Lesung selbst. Aber es war großartig, ich habe mich über die Leute gefreut, die zugehört haben und auch, als das Ordnungsamt zur Kontrolle direkt durch die Lesung mit dem Auto fuhr. Ein paar Gründe, den KFC Uerdingen zu lieben, habe ich vorgelesen, gewissermaßen über meine Lieblingsspieler und -momente. Tolle Sache an diesem historischen Ort! Ich möchte Susanne Tyll und den anderen Organisatoren der "Montagslesungen" für die Wiedereröffnung der Uerdinger Bücherei herzlich danken. Die 6 Wochen Coronapause war ihre erste Unterbrechung seit fünf Jahren und ich glaube es sind inzwischen über 300 Lesungen zu verzeichnen. Großartig! Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Diese Lesung war sicher etwas Besonderes. :-)