Nach seinem ganz kurzen Auftritt bei „Batman vs. Superman“ und seiner Rolle in „Justice League“ war es schwer, auf den ersten „Aquaman“ nicht gespannt zu sein. Ausgestattet mit wahnsinnigen Kräften zu Land und zu Wasser und einer spitzbübischen Selbstironie war er für mich in der letzten DC-Verfilmung trotz Batman und Wonder Woman schon der heimliche Star. Da war ich wohl nicht der einzige, den bei der Vorpremiere am Mittwochabend war das große I-Sense-Kino in Bochum ziemlich voll. DC macht lange nicht so viele Filme wie die Konkurrenz von Marvel. Insofern ist der Erwartungsdruck womöglich ungleich höher. Mal sehen, ob der Superheld „aus der zweiten Reihe“ auch im Rampenlicht eines ganzen Films bestehen kann.
Das einsame Leben des Leuchtturmwärters Thomas Curry (Temuera Morrison) findet ein jähes Ende, als er eines Tages die Meereskönigin Atlanna (Nicole Kidman) verletzt an seinem Felsenstrand findet. Sie verlieben sich und bekommen ein Kind, den kleinen Arthur. Leider muss Atlanna alsbald wieder in ihr Reich, was ihr ein Überfall von Truppen aus Atlantis schmerzlich nahelegt. So zieht Thomas seinen Sohn alleine auf. Als Schüler entdeckt der Junge seine durch sein Mischlingsdasein hervorgerufenen übermenschlichen Kräfte, in denen ihn ein Bewohner der Unterwasserwelt, der Berater des Königs Nuidis Vulko (William Dafoe) ohne Wissen des Königs trainiert. Denn der König, der Halbbruder Arthurs, will die Reiche des Meeres zusammenbringen, um gegen die Oberwelt zu ziehen, die das Meer so verschmutzt und zerstört. Der erwachsene Arthur (Jason Momoa), der als Aquaman Menschen in Not rettet, sieht sich mit dem Wunsch konfrontiert, selbst den Thron zu besteigen, um einen Krieg zwischen den Welten zu verhindern. Aber eigentlich hat er gar keine Lust darauf.
Ausgerechnet Spiegel Online jubelte über diese Verfilmung, schwärmte von den Effekten, der Leistung der Darsteller, die Schwächen in Drehbuch und Handlung gekonnt zu überspielen wissen. Im Großen und Ganzen sehe ich das auch so. Wer einen bildgewaltigen Action-Superhelden-Film erwartet, wird nicht enttäuscht werden. Und wem Aquaman bislang wegen seiner lockeren Rede sympathisch war, wird sicher auf seine Kosten kommen. Jason Momoa spielt einmal mehr großartig und hat spätestens jetzt mit seiner Darstellung des Aquaman seinem Gesicht einen festen Platz im DC-Universum gesichert. Seine Geschichte ist gerade zu Beginn äußerst rührend, ebenso wie die tragische erste Begegnung mit seinem späteren Erzfeind „Black Manta“, dessen Vater Aquaman sterben lässt, obwohl er ihn retten könnte. Die Unterwasserwelt leuchtet und funkelt, sehr beeindruckende Bilder, die sich bis zum großen Showdown immer weiter steigern. Alles perfektes Samstagabendkino.
Kleine Abstriche würde ich beim Drehbuch machen. Die erste Konfrontation des Aquaman mit seinem Halbbruder sorgt für meinen Geschmack für die einzige wirkliche Länge im Film, wobei hier Details von Atlantis sehr effektvoll zu ihrem Recht kommen. Während außerdem in den ersten Dritteln des Films die Dialoge durchaus ein Highlight sind, flachen sie zum Ende hin stark ab, werden im Rahmen des Superhelden-Genre gar austauschbar, aber die Bilder entschädigen dafür. Zudem ist die Handlung, bei allem Witz und aller Faszination der Bilder nicht die spannendste. Man sieht Aquaman gerne zu, fiebert aber nicht mit jeder Faser seiner Sinne mit, fürchtet selten wirklich um sein Leben. Das ist irgendwie schön, denn dem Helden sollte gar nichts zustoßen, so sympathisch ist er. Aber es gibt spannendere Storys.
So lässt sich unter dem Strich sagen: Aquaman enttäuscht keineswegs. Diese Bilder muss man sich im Kino ansehen, dann vergehen die zwei Stunden wie im Flug. Die Schauspieler gefallen in ihren Rollen, machen ihre Sache gut, ein kleines bisschen Gemecker über das Drehbuch, aber das schmälert den Spaß im Ganzen nicht. Ich will mehr „Aquaman“, vielleicht mit einem Schuss mehr Tiefgang bezüglich seines Charakters und einem Schuss mehr Situationen, in denen er wirklich an seine Grenzen kommt. Einer eventuellen Fortsetzung fiebere ich auf jeden Fall jetzt schon entgegen. (gepostet: 20.12.2018)