Child's Play (Filmstart: 18.7.2019)

Quelle: www.kino.de
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Tja, Leute, Chucky ist wieder da. Und obwohl die Filmreihe um die Mörderpuppe eigentlich recht kontinuierlich weitergeführt wurde, bin ich wohl nicht der einzige, der sie zu den Horror-Serienfiguren der 80er Jahre zählt. Dabei hat sie eine ähnliche Entwicklung genommen wie unser alter Freddy Krüger, der zunächst wirklich Alpträume, später aber auch immer mehr Lacher verursachte und das zum Glück mit voller Absicht (im Unterschied zu anderen Horror-Franchises von heute). Nun geht mit „Child’s Play“, dem ersten Film der Reihe ohne „Chucky“ im Titel, die Geschichte neue Wege und obwohl ich nie ein Fan der alten Filmpuppe war, wollte ich mir die doch nicht entgehen lassen.

 

Was will man über die Story sagen? Eine Puppe dreht durch. Aber gleich zu Beginn kommt etwas sehr Interessantes. Denn es ist nicht mehr so, dass ein irrer Serienkiller kurz vor seinem Tod die Puppe verfluchte. Vielmehr ist die neue Puppe, die eigentlich „Buddy“ heißt, mit einem hochmodernen Künstliche-Intelligenz-Computerchip ausgestattet. Der „Fluch“ besteht darin, dass ein Arbeiter in einem asiatischen Werk, wo die Puppen hergestellt werden, aus Groll über seine Entlassung sämtliche Sicherheitsprotokolle der Programmierung löscht. Also, kein Zauber oder Ähnliches, sondern simple Technik. So reprogrammiert landet die Puppe beim 11 Jahre alten Andy, der mit seiner verwitweten Mutter in einer schäbigen Wohnung in einer Großstadt lebt. Er hätte viel lieber ein neues Smartphone zum Geburtstag gehabt, muss sich aber mit der Puppe abfinden, die seine Mutter bei ihrer Arbeit in einem Großmarkt quasi geschenkt bekommen hat. Doch schnell merkt er, dass „Buddy“, der sich selbst dem Namen „Chucky“ gibt, einen ganz obskuren Beschützerinstinkt ihm gegenüber entwickelt.

 

Es gibt eine wirklich geniale Folge in der 10. Staffel von Akte X mit dem Titel „Rm9sbG93ZXJz“, in der die Smarthomes von Mulder und Skully beinahe zur Todesfalle werden. So etwas Ähnliches hätte ich auch von „Child’s Play“ erwartet, nachdem ich den neuen Hintergrund der Puppe gesehen habe. Doch obwohl Chucky tatsächlichen mit sämtlichen „Smarthome“-Produkten vernetzt ist, fällt dieser Film nicht ganz so großartig aus. Aber das macht auch nichts. Denn Chucky ist 2019 zwar kein dämonisches Artefakt mehr, sondern eine Computerchip gesteuerte Puppe mit kleinen Fehlern, aber der Humor ist ihm tatsächlich geblieben. Mehr noch. Er hat sich trotz dieser Wandlung auch seinen 80er-Jahre-Charme erhalten. Trotz einiger Splatter-Szenen wird der Zuschauer enttäuscht sein, wenn er einen beinharten Horrorfilm erwartet. Seine Stärken hat der Film in der Darstellung des jungen Andy, der einen Beschützer braucht, aber sich genau gegen den auch irgendwann wehren muss. Wer wissen will, wie es noch wesentlich origineller geht, muss sich eben jene Folge Akte X ansehen. Wer von einer schönen Geschichte aus unserer unmittelbaren Gegenwart, gewürzt mit der Atmosphäre eines typischen 80er-Jahre-Horrorfilms, unterhalten lassen möchte, wird hier auf keinen Fall im falschen Kinosaal sitzen.

 

„Childs Play“ hätte origineller ausfallen können. Aber im Unterschied zur anderen Filmpuppe „Annabelle“, die derzeit die Leinwände unsicher macht und sicher hauptsächlich aus hintergrundarmen Jump-Scares bestehen dürfte, haben wir es hier mit einer Geschichte zu tun, die auch irgendwie das Herz ein wenig erwärmt. In seiner Loyalität zu Andy ist Chucky gar ab und an gefühlt der Gute und diese kleine emotionale Achterbahnfahrt macht irgendwie Spaß. Also, falls Ihr eine Horrorpuppe auf der Leinwand sehen wollt, nehmt am besten den Klassiker. 

(gepostet: 23.7.2019)