Regisseur Nash Edgerton versammelte für seinen neuen Film eine ganze Menge hochkarätiges Personal. Neben seinem Bruder Joel (It comes at night, Red Sparrow) gaben sich Charlize Theron, David Oyelowo und Amanda Seyfried in den Hauptrollen von „Gringo“ die Ehre. Der Trailer ließ auf eine actionreiche Komödie schließen, in der ein unscheinbarer Mitarbeiter einer Firma, die Canabis-Pillen herstellt, in Mexiko zunächst seine eigene Entführung vortäuscht, um dann schließlich wirklich vom Boss eines Drogenkartells entführt zu werden. Spaß garantiert, das sollte man zumindest annehmen.
Leider ist es mit „Gringo“ so wie mit manch anderem Film, auf den man sich eigentlich freut. Was man im Trailer für Andeutungen einer Handlung hält, reicht bereits bis in die letzten Minuten des Films hinein. In der Ankündigung ist die Geschichte um Harold Soyinka (David Oyelowo), pleite, betrogen von seiner Ehefrau durch seinen angeblich besten Freund und Chef Richard Rusk (Joel Egderton) und in dank seiner Chefin Elaine Markinson (Charlize Theron) ganz oben auf der Abschussliste der Firma, bereits nahezu vollständig erzählt. Man sitzt im Kino und weiß bereits, was kommen wird. Umständlich, nahezu holprig, wird dem Zuschauer immer wieder Harolds Hilflosigkeit, die Niedertracht seiner Chefs und ab und zu die Skrupellosigkeit des Drogenbosses nahegebracht. Bis zur vorgetäuschten Entführung muss man schon fast eine halbe Stunde warten, bis zur richtigen 45 Minuten, die dann schiefgeht, um das ganze Ding dann noch einmal gegen Ende des Films zu wiederholen. Mindestens die Hälfte der im Trailer gezeigten Ausschnitte sind aus dem letzten Drittel des Films und fassen eigentlich bereits die bemerkenswerten Szenen zusammen. Lediglich Mitch Rusk (Sharlto Copley), der Bruder des Chefs und seines Zeichens Aktivist mit Hang zu speziellen, gut bezahlten Jobs, sorgt für einige lichte, witzige und Herz erwärmende Momente, wenn er den Auftrag bekommt, Harold zu befreien. Das Ende macht dann die Verwirrung, ob es sich nun um eine Komödie handelt oder doch etwas ernstere Tönen anklingen sollen, perfekt.
Der Film ist im Grunde wie ein Text, den der Autor zu lektorieren vergaß. An einigen Stellen will er komisch, an anderen actionreich sein. Beides gelingt nur mäßig und fügt sich nicht zu einem Gesamtbild zusammen. Das liegt vornehmlich an dem Umstand, dass die Produzenten sich offenbar nicht entscheiden konnten, was nun eigentlich das Thema des Films sein soll. Die Hauptfiguren bleiben eindimensional, obwohl viel Zeit darauf verwendet wird, sie charakterisieren zu wollen. In gefühlt jeder zweiten Szene muss sich „Rusk“ Joel Edgerton erst einmal die Hose zu machen, weil er bei einem Stelldichein erwischt wird. „Elaine“ Charlize Theron wiederum scheint als Chefin ihre Kompetenz vollständig aus ihrer physischen Attraktivität abzuleiten, wofür ebenfalls etliche Beispiele gezeigt werden. Die Handlung kommt dadurch oft zum Erliegen. So scheint Harold, nachdem ihn seine Frau verlassen hat, überhaupt nicht mehr daran zu denken, obwohl er angeblich jahrelang viel Geld und Gefühl in die Ehe investiert hat. Die wenigen hoffnungsvollen Momente, in denen er zum Beispiel die arme Urlauberin Sunny (Amanda Seyfried) kennen lernt oder Mitch Rusk so etwas wie Sympathie für ihn zu empfinden beginnt, werden grob, nahezu brutal, gekappt.
Am Ende steht „Gringo“ da als ein Film, der wie nur halb gewollt und noch weniger gekonnt wirkt. Spaß machen einige Szenen, die aber zu fast hundert Prozent schon im Trailer vorkommen. Der Rest ist leider hoch dekorierte Hollywood-Langeweile. Kann man eigentlich getrost vergessen. (gepostet: 12.4.2018)