Ein klassischer Krimi mit Starbesetzung – so lautet das eindeutige Versprechen, dass der Trailer zum Film „Knives Out – Mord ist Familiensache“ gibt. Letzteres ist schnell geklärt: Daniel Craig, Chris Evans, Christopher Plummer, Don Johnson, Jamie Lee Curties, das ist schon einmal eine Ansage. Beim ersten Versprechen muss man schauen: Zwar sind klassische Krimis im Kino nicht ganz so häufig wie Action- oder Horrorfilme, haben aber doch in den vergangenen Jahren für einige Stunden schöne Unterhaltung gesorgt, wie zum Beispiel die Neuverfilmung von Agatha Christies „Mord im Orientexpress“. Und wer möchte nicht einfach mal zwei Stunden lang den Flair eines Films genießen nach dem Motto: Es war Frau Weiß in der Bibliothek mit dem Dolch. Ich war in jedem Fall hocherfreut und sehr gespannt.
Der schwer reiche Schriftsteller Harlan Thrombey (Christopher Plummer) wird in seinem Herrenhaus tot aufgefunden. Die erste Diagnose lautet Selbstmord und zwar unmittelbar nach der Feier zu seinem achtzigsten Geburtstag. Das bedeutet: Die ganze Familie war anwesend und natürlich stellt sich schnell heraus, dass jeder von ihnen ein Motiv hatte, den Alten umzubringen. Die Umstände des Todes versucht der berühmte Detektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) zu enthüllen, der von einem Unbekannten mit dem Fall beauftragt wurde. Die Polizei tappt natürlich im Dunkeln und einzig Marta Cabrera (Ana de Armas), die junge Krankenschwester des Alten, scheint gänzlich unverdächtig. Doch hat sie ein verhängnisvolles Leiden. Sie muss sich stets übergeben, wenn sie lügt. So startet mit ihrem Verhör eine Kette unvorhergesehener Ereignisse.
Der Film war bislang an den Kinokassen ein voller Erfolg und dahinter kann man nur ein dickes Ausrufezeichen setzen. Es ist verdient! „Knives Out“ bietet nicht nur den Reiz einer klassischen Kriminalgeschichte, sondern versammelt unter diesem Dach auch eine Reihe skurriler Gestalten, die immer wieder für einen Lacher gut sind. Allein der Fokus auf Krankenschwester Marta ist großartig. Jedes Mal, wenn sie eine Frage gestellt bekommt, erfährt man sofort, ob sie lügt oder nicht, da sie sich ja im ersteren Fall übergeben muss. Aber auch die Familie des Toten, eine Ansammlung von Geiern mit mehr oder minder anständigen Motiven, ist von allen Beteiligten sehr gut gespielt. Hinzu kommt, dass die Handlung durchaus in einigen Momenten zu überraschen weiß, ohne dass generell das Genre Krimi verlassen wird. Das liegt besonders daran, dass Musik, Bild und Kameraführung stets den Charme der alten Klassiker versprühen, ohne ihn richtig kopieren zu wollen. Hier stimmt einfach eine ganze Menge und trotz über zwei Stunden Spielzeit weist der Film keine nennenswerten Längen auf.
Somit ist „Knives Out“ für mich ein erstes kleines Highlight im Kinojahr 2020. Tatsächlich musste ich im UCI-Bochum einige Tage warten, bis ich vernünftige Plätze bekam. Offenbar hatte sich die Qualität des Films schon herumgesprochen. Ich kann ihn jedem auch nur halbwegs krimiaffinen Zuschauer empfehlen. Er wird an diesem Film seinen Spaß haben. (gepostet: 8.1.2020)