Dass die Romantrilogie „The Darkest Minds“ der US-amerikanischen Bestseller-Autorin Alexandra Bracken verfilmt wird, ist sicher keine Überraschung. Dennoch, wenn man die letzten Monate regelmäßig im Kino war, stellt sich irgendwann die Frage ein, wieviel „Postapokalypse“ die Leinwand noch erträgt. Natürlich können weder die Produzenten noch die Autorin selbst etwas für die Welle dieser Science-Fiction-Thriller und zum Glück waren zuletzt Hotel Artemis und The Domestics nicht ganz so große Enttäuschungen wie einige Filme zuvor. Allerdings hat dieser Film zwei Hürden zu nehmen, nicht nur, einem derzeit überfrachteten Genre anzugehören, sondern auch die weit schwierigere, eine Romanverfilmung zu sein. Ob das nicht etwas zu viel ist?
Ein tödlicher Virus hat fast alle Kinder in den USA dahingerafft. Lediglich zwei Prozent von ihnen waren immun, haben zudem besondere Kräfte entwickelt. Sie sind entweder überdurchschnittlich intelligent oder haben tele-, pyrokinetische oder gar telepathische Fähigkeiten, sind jedenfalls so unberechenbar, dass die Regierung sie in Camps unterbringt, um sie unter Kontrolle zu halten. Zu denen mit telepathischen Kräften, die als die gefährlichsten gelten und deswegen umgebracht werden, gehört auch die 16jährige Ruby (Amandla Stenberg). Sie hat es jahrelang geschafft, ihre wahre Fähigkeit im Lager zu verbergen. Als sie schließlich entdeckt wird, flieht sie aus der Gefangenschaft und schließt sich dem Jugendlichen Liam (Harris Dickinson, was für ein Name, die Eltern müssen die größten Maiden-Fans aller Zeiten sein!) und seinen Freunden an. Gemeinsam suchen sie nach dem einzig verbliebenen Ort für Jugendliche in den USA: Das Camp des „Flüchtlings“, der für die meisten Kinder als so etwas wie der neue Messias gilt.
Ich habe das Buch nicht gelesen, aber für einen unterhaltsamen Film hat zumindest der erste Teil der Trilogie nicht gereicht. Die Atmosphäre schwingt irgendwo zwischen einem Tatort, Alarm für Cobra 11 und einem alten Hörspiel der 5 Freunde, ohne sich festzulegen oder auch nur einzupendeln. Die postapokalyptische Szenerie erschließt sich einem noch so gerade eben, wobei der Film keinen Aufschluss darüber gibt, warum hoch- oder übernatürlich talentierte Kinder in KZ-ähnlichen Arbeitslagern interniert und jahrelang zum Schuhe Putzen gezwungen werden. Aber spätestens nach Rubys Ausbruch wird eine Geschichte von Freundschaft, jugendlicher Liebe und Selbstentdeckung draus, die für ungefähr eine Dreiviertelstunde auch in einer amerikanischen High School spielen könnte. Dass zwischendurch mal Leute mit Waffen auftauchen, irritiert nach europäischem Kenntnisstand der Situation in den USA nicht unbedingt. Dieser Teil des Films sorgt für einige Längen und steuert recht vorhersehbar auf ein Ende mit Wums zu, das man aber auch schon Dutzende Male gesehen hat. Tatsächlich ist die Handlung das wirkliche Problem. Sie wirkt oberflächlich, am Reisbrett entworfen und birgt selten irgendwelche Überraschungen. Natürlich ist es nur der erste Teil und vielleicht kommt ja mit dem zweiten auch endlich ein wenig mehr Spannung auf.
„The Darkest Minds – Die Überlebenden“ bleibt für sich aber ein Film ohne wirklichen Reiz. Man hat tatsächlich schon spannendere Geschichten über Jugendliche gesehen, auch wenn sie keine Superkräfte haben und nicht von der Regierung gejagt werden, man denke nur an „Stand by me“. Arbeitslager und Regierungstruppen wirken überzogen, deplatziert und manchmal sogar ein wenig lächerlich, die Geschichte der Jugendlichen selbst ist Dutzendware, ohne großen Mitreißfaktor. Leider nicht wirklich zu empfehlen. (gepostet: 3.9.2018)