Ein Gastbeitrag von Alicia Wingender
Alicia Wingender studiert Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen und hat im letzten Wintersemester zum ersten Mal einen Schreibkurs besucht. Zunächst war das Schreiben für sie nur eine Abwechslung, nachdem durch Corona weder weiter das Fitnessstudio noch Konzerte und Rock-Festivals besuchen konnte. Doch inzwischen ist es zu einem Hobby geworden, bei dem sie sich besonders mit Fantasy, Historischen Romanen und Thrillern beschäftigt. Dieser Text ist der erste von ihr, den nicht nur ihre Katze "Silver" liest, die beim Schreiben immer dabei ist. Doch bestimmt werden in Zukunft noch weitere folgen.
Ich muss gestehen, diese Aufgabe hat mir einiges abverlangt. Mehr noch als eine
Kurzgeschichte von mir, die sich in sich selbst verheddert hat und keinen geraden Weg mehr
aufweist. Ich wusste nicht, wie man über das Schreiben selbst anfangen soll zu schreiben. Erst
hatte ich überlegt eine Definition zu verfassen, wer hat wie und wo angefangen zu schreiben,
von Gutenberg bis hin zum Sprachwandel. Aber dies wäre zu universitätslastig geworden
und hätte das Schöne nicht widerspiegeln können, was mir das Schreiben persönlich gibt. Dann
habe ich das Internet befragt und dort wurde ich auf eine Art und Weise fündig, die ich
persönlich besser finde.
Die Literatur- Nobelpreisträgerin Herta Müller hat gesagt:
„Ich habe mir nie vorgenommen, zu schreiben. Ich habe damit angefangen, als ich mir nicht
anders zu helfen wusste.“
Dieses Zitat umfasst genau das, wie meine Sicht auf das Schreiben ist. Ich hatte nie vorgehabt mit dem Schreiben anzufangen, ich hatte nie vorgehabt mich abends an den Schreibtisch zu setzen.
Ich habe es einfach getan. Als der erste Lockdown vor der Tür stand, man nichts tun konnte
und ich einsam war, habe ich im Schreiben etwas gefunden, von dem ich vorher nicht wusste, dass
ich es vermisst habe, weil ich es nie getan habe.
Ich schreibe noch nicht lange und ich schreibe vielleicht auch nicht gut. Aber ich tue es sehr gerne. Ich schreibe gerne, weil ich meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck verleihen kann, weil ich manche Dinge aus meiner Umgebung einarbeiten kann, die sonst kein Gehör finden würden. Aber am liebsten schreibe ich, weil ich eine Geschichte einfach anfangen kann, egal wie skurril oder suspekt sie ist, irgendwie findet sie selbst ihren Weg. Man erschafft durch das Schreiben etwas, was einem nur selbst gehört. Wo man alleinig drüber entscheiden kann, ob man sie mit Jemanden teilt, sie veröffentlicht oder es sogar zum Beruf macht.
Aber es ist eine alleinige Entscheidung, wie man damit verfährt. Als der Lockdown da war und ich nicht wusste, was ich mit meiner Zeit anfangen soll, weil ich schon nach kurzem dem Spazieren gehen mit mir selbst überdrüssig geworden bin, saß ich vor dem Computer daddelte und bekam meine erste Idee. Als ich vom Computer hochgeschaut habe, war es mitten in der Nacht und ich hatte zig Seiten, die mich vom Bildschirm anlachten. Es war, als hätten sich aus den schwarzen und weißen Schattierungen in meinem Kopf plötzlich Worte gebildet, die plötzlich einen Sinn, oder vielmehr, ein Bild ergaben, das mir gefiel und das vorher noch nicht da war.
Dieses Gefühl, so vertieft zu sein und nichts, um einen herum mitzubekommen, seine Gedanken freizulassen, jemandem ein Leben durch das Erschaffen von Protagonisten zu schenken, war mir völlig neu. Ein Abenteuer zu schreiben, etwas Trauriges. So wie es mir beliebt, wie ich es will. Das ist für mich Schreiben. Das ist Freiheit und mein neu gewonnenes Hobby, welches ich nicht mehr missen möchte. (gepostet: 10. März 2022)